Verstand.
Es geht für Kunst Verstand
Weil dieser jen erfand;
Wer nicht versteht ihr Ziel
Den hilfft die Kunst nicht viel.
Die Gesetze.
Die nützen Gesetze
Sind künstliche Netze /
Drauß grosses entgangen /
Dran kleines bleibt hangen.
Wahr und Recht.
Weil nicht durch steten Brauch sich leichtlich abereiben
Die Wahrhet und das Recht / so werden sie wol bleiben.
Herrschen / versetzt / Schehren.
Grosse Herren / die da herrschen / mögen schehren nur nicht schinden:
Hirten nehmen so die Wolle / daß sie Wolle wieder finden.
Reformation.
Immer dünckt mich / der nichts hat / der mag glauben was er wil /
Denn um seine Seligkeit müht sich keiner leichtlich viel.
Ansehn.
Klug / an Hirne;
Schön / an Stirne /
Bringt den Mann
Hoch hinan.
Urthel auff Klage.
Wann die Klage wird zum Urthel /
Hat die Unschuld mehr kein Vorthel.
Dankbarkeit.
Rechter Danck
Wird nicht kranck /
Pflegt im dancken
Nie zu wancken.
Menschliche Thorheit
Wann keine Thorheit mehr wird seyn /
So wird die Menschheit gehen ein.
Bescheidenheit.
Wodurch wird Würd und Glück erhalten lange Zeit ?
Ich meine durch nichts mehr / als durch Bescheidenheit.
Traw / schaw wem !
Traw / schaw weme ! Gotte traw;
In der Welt hingegen / schaw.
Zustand.
Wer hoch gestiegen ist / wil immer höher steigen /
Wer niedrig stehet an / wil tieffer sich nicht neigen;
Ein jeder wil hinauff und hasset seinen Stand
Begehret immer das / was ihm doch nicht bekannt.
Redlichkeit.
Wer die Redlichkeit wil freyen / mag sich kühnlich lassen ein;
Leichtlich / dann sie ist verächtlich / wird er wohl kein Hahnrey seyn.
aus:
Sinngedichte
Friedrich von Logau (1604 – 1655)
(schlesischer Barocklyriker)
Reclam-Verlag
swa
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